D ie Finger der linken Hand krallen sich an ei ner winzigen Felsschuppe fest Die Füße stehen nur auf winzi gen Tritten Die rechte Hand sucht am Klettergurt nach den Klemmkeilen Findet sie Der Riss im Fels rechts neben dem Kopf ist klein Mit Mühe quetscht Silvan Schüpbach einen Klemm keil in die Lücke Ein kurzer Zug an der herausschauenden Draht seilschlinge die mobile Absiche rung verkantet sich Sitzt fest Schnell das Seil einklippen und weiterklettern Outdoor Sportarten wie Wan dern Mountainbiken oder Klet tern boomen Immer mehr Men schen wollen raus in die Natur Was erleben den Alltag verges sen Doch mit dem Massen andrang steigt auch das Bedürfnis nach mehr Sicherheit Gerade bei Freizeit Bergsteigern Immer neue Routen werden erschlossen ältere Routen aufwendig saniert Mit Bohrhaken kurzen Abstän den zwischen den Sicherungs punkten und mit fest zementier ten Ketten an Standplätzen in Mehrseiltouren Das Ziel Tiefe gefährliche Stürze ins Seil sollen nicht mehr vorkommen Langwierige Planungen und Berg erfahrung rücken dabei allerdings in den Hintergrund Der Spaß soll im Vordergrund stehen Plaisirk lettern nennt sich diese Spielart der vertikalen Fortbewegung Seitdem der Schweizer Bergführer Jürg Känel Ende der 80er Jahre die ersten Bohrhaken versenkte und anschließend 1992 den ersten Kletterführer Schweiz Plaisir he rausbrachte hat sich das Genuss klettern weiter ausgebreitet Ins Tannheimer Tal und weiter in den gesamten Alpenraum Mittler weile sind sogar die berühmt be rüchtigten Dolomiten Touren in dem typisch bröckeligen Gestein durch glänzende Hakenreihen ent schärft Heute ist Klettern eine Trend Sportart KEINE PERMANENTEN SICHERUNGEN Nichts gegen mehr Sicherheit sagt Silvan Schüpbach Doch für den Extrem Kletterer aus dem Kanton Bern hat das oben be schriebene Konzept nicht mehr viel mit der Grundidee des Berg steigens zu tun Durch die Bohr haken und die Stände kann man nicht mehr seiner eigenen Linie folgen so der 35 Jährige Man steigt nur noch einer vorgegebe nen Route nach Das ist nicht im mer sein Weg Er will so klettern wie es ihm am logischsten er scheint Die eigene Linie finden sagen die Kletterer dazu Und dabei keine Spuren hinterlassen Auf das Setzen von permanen ten Sicherungen verzichtet er weitestgehend bewusst Es sei denn der Fels lässt es nicht zu Wenn das Risiko eines gefährli chen Sturzes zu groß wird die nen ihm Bohrhaken als Lebens versicherung Aber wann immer es geht bevorzugt Schüpbach den Stil der großen Erstbegeher in den Anfangsjahren des Alpi nismus Clean Climbing nennt sich die Reduktion quasi als Ge genentwurf zum Plaisirklettern DER BERG WIRD WIEDER ZUM ZIEL Beim Clean Climbing nützen wir die natürlichen Strukturen im Fels um uns abzusichern Die Route wird dabei nicht verän Wer hat es erfunden Nein nicht die Schweizer Das Klettern nur mit selbst gesetzten Sicherungen kommt ursprünglich aus Großbritannien Bereits in den 50er und 60er Jahren wurden die Felsen im Lake District und in Wales erklettert ohne Spuren zu hinterlassen Auch heute ist diese Kletterethik noch sehr populär auf der Insel Allerdings unter dem Begriff Trad Climbing Traditional Climbing SPORT 37

Vorschau uptrend 02/2018 Seite 39
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