BACK TO THE ROOTS

Jutta Kleinschmidt als ein Phänomen zu bezeichnen darf durchaus als Kompliment gelten. Jüngere Leser, die erst in diesem Jahrtausend geboren wurden, mögen mit ihrem Namen nicht auf Anhieb vertraut sein. Wer schon ein bisschen länger dabei ist, erinnert sich lebhaft an die erfolgreichste Frau in der Geschichte des Rallyesports. Die besten Motorsportlerinnen haben es bis nach Indianapolis, Le Mans, in die Formel 1 und in die Rallye-Weltmeisterschaft geschafft . Zu den erfolgreichsten zählt Michèle Mouton, RallyeVize weltmeisterin von 1982 und mehrmalige WM-Laufsiegerin. Aber die größte Herausforderung in der eigenen Disziplin – im Fall des Marathon-Rallyesports die Rallye Dakar – als Frau zu gewinnen, das gelang nur Jutta Kleinschmidt

EINE FRAU GEHT IHREN WEG

20 Jahre ist das nun her, die „Dakar“ war noch eine knallharte Rallye durch afrikanische Wüsten, und der (Lebens-) Weg zum Sieg war lang. Jutta Kleinschmidt, geboren in Köln, wuchs als eine von vier Schwestern bei der alleinerziehenden Mutt er in Schönau am Königssee in Bayern auf. Sie lernte früh, sich durchzuschlagen: als Mädchen auf einer Knaben-Realschule, dann auf der Fachoberschule, im Physikstudium, als Entwicklungsingenieurin bei BMW und als Sportlerin. Der selbst organisierte Besuch der Rallye Dakar als Zuschauerin auf dem Motorrad in Algerien anno 1987 war bereits ein Abenteuer für sich. 1988 dann die erste eigene Rallye-Teilnahme bei der Dakar, 1992 der Gewinn der Damenwertung – beides auf dem Motorrad. 1997 der erste Etappensieg und Gesamtrang fünf im Auto, 1999 war sie als Dritte die erste Frau auf dem Podium. 2001 folgte der bahnbrechende erste und bis heute einzige Gesamtsieg einer Dame. Wie viele Nächte sie im Freien unter dem Wüstenhimmel oder im Biwak geschlafen, wie viele platte Reifen sie im Nirgendwo gewechselt und wie viele Tonnen Sand sie geschaufelt hat, um ihr Fahrzeug freizubekommen? Man kann es nur erahnen. Jutta Kleinschmmidt ist Rennfahrerin, Mechanikerin und Abenteurerin in Personalunion.

„Ich bin sehr glücklich über diese Chance, mich auf höchstem Niveau messen zu können.“ - Jutta Kleinschmidt

MIT EXTREME E ZU NEUEN UFERN

Nach 17 Dakar-Teilnahmen war Jutta Kleinschmidt als Beraterin und Ersatzpilotin in der Rennserie EXTREME E von Anfang an gefragt. Kurzfristig sprang sie im Senegal bei ABT CUPRA XE als Ersatz für die erkrankte Claudia Hürtgen ein, glänzte an der Seite von Mattias Ekström auf Anhieb mit einer Top-Leistung und ist nun permanente Fahrerin. „Ich bin sehr glücklich, mich wieder auf höchstem Niveau messen zu können“, sagt sie. Damit kehrt die Deutsche zu ihren Wurzeln zurück – sportlich, aber auch geografisch, denn das Allgäu als Stammsitz der Äbte ist die Region, in der sie studierte.

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