Die Hüfte tief durchgedrückt, der Oberkörper weit über den Lenker gestreckt und, sobald das Startsignal erscheint, Vollgas geben: Keiner seiner Konkurrenten beim 3. Rennwochenende der Belgischen Meisterschaften im Jetski-Racing in Ranst, einer kleinen Gemeinde westlich von Antwerpen, bekommt den Blitzstart besser hin als Nils Wittling. „Der Start spielt eine wichtige Rolle. Wer es als Erster zur Boje schafft, ist im Vorteil: Weniger Wellen, und man kann sich seine Linie selbst aussuchen“, erklärt Frank Wittling. Der Vater des 16-Jährigen ist sichtlich stolz auf die Erfolge seines Sohnes. Mit Recht! Der blonde Teenager ist gerade auf der Überholspur unterwegs. In Ranst gewinnt er alle drei Läufe in der Klasse Rec Lites und baut somit seinen Vorsprung als Führender im Gesamtklassement weiter aus. Bereits im Mai wird Wittling in Polen in der Kategorie Novice Runabout 1100 Stock sogar Vize-Europameister und sammelt dabei wichtige Punkte für die World Series 2023.
WIE DER VATER, SO DER SOHN
„Nils hat das im Blut“, erklärt sein Vater. Genau wie bei den „Äbten“ ist auch bei der Familie Wittling das Racing fest in der DNA verankert. Frank Wittling selbst wurde mehrfach Deutscher Meister auf dem Jetski, dreimal Europameister, und zweimal stand er als Amateur-Weltmeister ganz oben auf dem Treppchen. Diesen Willen zum Siegen hat er an seinen Sohn weitergegeben: Als Ingenieur arbeitet und lebt Frank Wittling einige Jahre in Thailand. Hier kommt am 15. Februar 2007 auch Nils auf die Welt. Bereits im zarten Alter von vier Jahren sitzt Junior am Strand von Pattaya zum ersten Mal auf einem 210 PS starken Wassermotorrad, wie das Gefährt auf Deutsch korrekt heißt. Damals allerdings noch auf dem Schoß von Papa.
Seitdem ist viel passiert: Zur Einschulung von Nils kehrt die Familie zurück nach Deutschland. Lebt seitdem in einem Einfamilienhaus westlich von Köln. Doch der Highspeed-Flug übers Wasser ist aus dem Leben von Nils nicht mehr wegzudenken: Mit acht Jahren darf er zum ersten Mal selbst ans Steuer. Und während seine Klassenkameraden auf dem Fußballplatz dribbeln, geht es zusammen mit dem Papa zum Trainieren ins nahe gelegene Belgien. Die harte Arbeit zahlt sich aus: 2019 startet der junge Jetski-Pilot bei seinem ersten Rennen. Wird in seiner Altersklasse überraschend Dritter bei der Europameisterschaft. Weitere Titel und Platzierungen, sogar bei den Erwachsenen, folgen.
Auch der deutsche Premium-Schmierstoffhersteller RAVENOL wird auf den jungen Racer aufmerksam. Eine Partnerschaft, von der beide Seiten profitieren: Bereits seit seiner Kindheit legt der Jetski-Fahrer selbst Hand an. Zuerst noch unter väterlicher Aufsicht, heute stellt er den Motor vor jedem Rennen allein ein. „Nils ist mittlerweile so versiert, dass er mir sogar Tipps geben kann“, so Frank Wittling. Dazu gehört nicht nur die die exakte Menge an Motoröl, sondern auch der RAVENOL Bootsreiniger kommt zum Einsatz. Und dieses Jahr liegen noch einige wichtige Rennen vor dem Vize-Europameister, bei denen hoffentlich alles glatt läuft: Im September startet Nils bei den letzten beiden Rennen um die Deutsche Meisterschaft – das erste Rennen verpasste er wegen der EM in Polen –, im Oktober kämpft er auf dem Lake Havasu im US-Bundesstaat Arizona um weitere World-Series-Punkte, bevor es dann zwei Monate später zu einer ganz besonderen Location geht: Vom 13. bis 17. Dezember finden in Thailand die Finalläufe der World Series statt. Genau an dem Strand, an dem der junge Nils Wittling zum ersten Mal auf dem Jetski saß. Wenn das mal kein gutes Omen ist. Wir drücken die Daumen!
Text: Christoph Brix